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  Neuartiger Atommüllofen
verwandelt Radioaktivität

Rubbiatron

 
Sonntag aktuell vom 11.6.2000: 
Der vom italienischen Nobelpreisträger Carlo Rubbia in den vergangenen Jahren entwickelte Atommüllverbrennungsofen schafft es, mehrere 100000 Jahre strahlendes Plutonium und andere radioaktive Elemente, wie sie bei der Stromerzeugung anfallen, in weitgehend harmlosen Abfall zu verwandeln.
Bei dem Verfahren werden Protonen mit annähernder Lichtgeschwindigkeit auf einen dicken Bleizylinder geschossen. Die durch den Aufprall frei geschlagenen Neutronen aus den Bleiatomkernen werden von den Abfallstoffen aufgenommen. Der entstehende Abfall hat danach nur noch eine sehr kurze Halbwertszeit von maximal 30 Jahren

Der Name klingt wie eine Mischung aus Internet-Aktie und Hightech-Achterbahn: Rubbiatron. 
Für Axel Fischer, CDU-Bundestagsabgeordneter aus Karlsruhe, ist der Rubbiatron eine faszinierende Idee. „Die Grünen müssten eigentlich ganz wild darauf anspringen", sagt er. Denn die grüne Regierungspartei könnte sich die zähe Auseinandersetzung mit ihrer Ökobasis um eine geeignete Endlagerstätte sparen. 
Die Rubbiatron-Technologie gilt als revolutionär, weil dabei Atommüll in weitgehend harmlosen Abfall umgewandelt wird.
Bei der Umwandlung (in der Fachsprache Transmutation) entstehen keine unkontrolliert ablaufenden Kettenreaktionen. Ein Reaktorunfall wie in Tschernobyl und Harrisburg, bei dem radioaktive Substanzen Mensch und Umwelt verseuchten, ist technisch-physikalisch unmöglich, versichern Physiker.
Der Leiter des Projekts Nukleare Sicherheitsforschung am Forschungszentrum Karlsruhe, Gerhard Heusener, spricht von einer „unterkritischen Anlage". Er bestätigt:
„Technisch gesehen ist die Transmutation ein möglicher neuer Entsorgungsweg." Bei dem wird sogar noch Energie zur Stromgewinnung frei. Der Rubbiatron als eierlegende Wollmilchsau unter den Reaktoren? Eine solche Anlage muss aber erst noch entwickelt werden. Bis der Rubbiatron in Serie gehen kann, vergehen mindestens 20 Jahre.
Doch zur Entwicklung des revolutionären Müllofens möchte die Bundesregierung wenig bis nichts beitragen. 
Auf eine parlamentarische Anfrage von Axel Fischer antwortete der Bundeswirtschaftsminister, „das Verbot der großtechnischen Wiederaufbereitung von abgebrannten Kernbrennstoffen ist erklärtes Ziel der Bundesregierung". 
Im Übrigen bezweifelt er, dass ein solcher Transmutator sicherer sei als neuere Leichtwasserreaktoren. Jährlich gibt Deutschland zehn Millionen Mark für diesen Forschungszweig aus. Dabei soll es bleiben.
Diese Auskunft nimmt der Karlsruher Abgeordnete Axel Fischer als Zeichen, „wie wenig Ahnung die Bundesregierung vom Thema hat". 
Er hofft, dass sich das Gespann Müller/Trittin nach Abschluss der Ausstiegsverhandlungen mit den Energiekonzernen aufgeschlossener zeigt.
Aber auch die Atomstromproduzenten sind zurückhaltend. Bei dem atomfeindlichen Klima gebe es keine Chance, eine solche Technik rational zu diskutieren, sagt Dieter Brosche, zuständig für den Kernenergiebereich beim Bayernwerk. 
Andere Stimmen sagen, die Stromwerker hätten längst beschlossen, in die Suche und den Bau einer Endlagerstätte zu investieren.

Nach einer Studie der Bündnis 90/Die Grünen nahe stehenden Heinrich Böll Stiftung können radioaktive Abfälle frühestens nach Ablauf einer Abklingzeit von 30 Jahren endgelagert werden. So lange, wird empfohlen, sollte der Atommüll am Kraftwerksstandort zwischengelagert werden. Bisher sind in Deutschland über 160 000 Kubikmeter Atommüll aus der Stromproduktion angefallen. Bis die erste Endlagerstätte gefüllt werden kann, wäre auch der erste Rubbiatron fertig. 

Das wiegt umso schwerer, als die bestmögliche Endlagerstätte, wie es in der Studie heißt, noch gar nicht gefunden ist. Außerdem haben Bürgerinitiativen mit Protestieren schon begonnen. 
„Deutsche Behörden befassen sich immer noch mit der Endlager-Illusion", behaupten Umweltschützer, die verhindern wollen, dass der ehemalige Schacht Konrad als Lagerstätte ausgewählt wird. Italien, Spanien und Frankreich haben weniger Berührungsängste mit der Transmutationstechnologie, weiß der Stuttgarter SPD-Europaabgeordnete Rolf Linkohr. 
Der Physiker setzt sich auf europäischer Ebene für die Forschung und Entwicklung des neuen Reaktortyps ein, versucht, mehr EU-Gelder dafür lockerzumachen. 

„Rubbias Idee ist bestechend und hat inzwischen viele Anhänger gefunden. Doch die Debatte ging über Expertenkreise nicht hinaus", bedauert Linkohr.
Seiner Überzeugung nach eignet sich das Transmutationsverfahren auch zur Vernichtung von waffenfähigem Plutonium. US-Präsident Clinton und Russlands Präsident Putin haben vor einer Woche beschlossen, jeweils 34 Tonnen zu entsorgen. 
„Die Amerikaner haben damit kein Problem, sie haben das notwendige Kapital und außerdem ein sechsjähriges Entwicklungsprogramm mit einem Etat von einer halben Milliarde Mark aufgelegt." 
Die Russen könnten soviel Geld niemals aufbringen. 
Schon aus Eigeninteresse, so Rolf Linkohr, müssten die Länder der Europäischen Union Russland bei der Entsorgung unterstützen, damit die ausrangierten Atomraketen nicht irgendwann zur Bedrohung für Europa| werden.

Mit freundlicher Genehmigung von Uwe Roth

 

 
Genmais beeinflußt Nachbarn.

Cannstatter Zeitung vom 14.10.1998

Kritiker sehen schlimmste Befürchtungen bestätigt

Gentechnisch veränderter Mais kann durch Pollenflug auf benachbarte Felder übertragen werden, so daß die dortige Ernte betroffen wird. Nach der Entdeckung eines Feldes mit Genmais vor vier Wochen am Kaiserstuhl hatte Greenpeace Proben von einem Nachbarfeld im Labor untersuchen lassen. Noch im Abstand von 10 Metern sei bei herkömmlichem Mais ein Nachweis der gentechnischen Manipulation möglich, teile die Umweltorganisation mit.

"Die Untersuchungsergebnisse bestätigen unsere schlimmsten Befürchtungen", sagte Georg Janßen, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft. 
Die Chemiefirma Novartis wurde aufgefordert, die betroffenen Bauern "bedingungslos und zügig für ihre genverschmutzte Ernte zu entschädigen".
Die Geheimhaltung der Anbauflächen sei ein "Skandal", meinte Jan von Aken, Gentechnikexperte von Greenpeace.
Die Verwendung gentechnisch veränderter Pflanzen gerate "völlig außer Kontrolle".
Maispollen werden den Angaben zufolge durch Wind übertragen.
Den Untersuchungen zufolge betrug der Anteil gentechnisch veränderter Maiskörner an herkömmlichen Pflanzen in einem halben Meter Entfernung vom Genmais-Feld vier bis fünf Prozent, in fünf Metern Distanz ein halbes Prozent und in zehn Metern 0,1 Prozent.
Greenpeace fordert die Offenlegung der Anbauflächen. Der Novartis-Mais enthält ein Gen, das den Einsatz von Antibiotika unwirksam macht. Auf dieses angebliche Gesundheitsrisiko verwiesen Ärzte- und Verbraucherverbände und forderten ein Verbot. Dagegen betont der Hersteller, Tests hätten keine Gefahren aufgezeigt.